Viele sind in die christliche Kultur hineingeboren worden, in der die Taufe ein fester Bestandteil ist. Für diejenigen ist die Taufe eine selbstverständlich spirituelle und soziokulturelle Begebenheit. In ländlichen Gebieten ist die Motivation zur Taufe mitunter von gesellschaftlicher Zugehörigkeit und Tradition geprägt. In städtischen Gebieten, mit anderen sozialen Strukturen haben persönliche Überlegungen Vorrang und somit rückt hier die Eigenverantwortung ins Zentrum. Und für jene, die säkular oder in einer anderen Religion aufgewachsen sind, ist die Entscheidung zur Taufe ein bewusster Akt, dem eine reifliche Überlegung vorausgeht und welche ein Wissen um die Taufe benötigt. Für diese Menschen möchten wir die Taufe aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten.
Mehrere Ebenen
Archetypisch gesehen hat die Taufe eine horizontale und eine vertikale Ebene. Die horizontale Ebene bildet dabei die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft, die den Neuling in Liebe aufnimmt, stärkt und begleitet. Jede Gemeinschaft pflegt eine eigene Kultur der Begegnung und des Miteinander. Innerhalb dieser werden Erfahrung beziehungsweise Wissen vermittelt und der Ethikkodex verhandelt. Die reformierte Kirche folgt zum Beispiel dem Grundsatz, dass man sich als Mitglied mit Wort und Tat einbringen kann.
Wenn wir nun die vertikale Ebene anschauen, bedeutet diese eine individuelle und bewusste Ausrichtung auf Gott und damit auf einen persönlichen spirituellen Weg. Das Wort Gott beinhaltet Dinge, die nicht verhandelbar sind, wie die Liebe, die Wahrheit und Gerechtigkeit. Das Absolute hat zugleich etwas Namenloses, etwas, das sich nicht definieren lässt. Die Suche und die Ausrichtung danach und das Vertrauen darauf wird als Glaube beschrieben. Die Taufe ist mit einem Versprechen des Täuflings oder Neulings verbunden, Verantwortung für das gegebene Leben zu übernehmen und sich und die Mitwesen zu achten, seine persönliche Schöpferkraft zum Wohle aller einzusetzen.
Ort der Begegnung
Dort, wo sich diese Ebenen, also Gemeinschaft und Glaube treffen, ist der Ort, wo die Taufe stattfindet. Hier entsteht ein sehr bedeutsames Feld, weil der persönliche Glaube, die vertikale Ebene, in die Gemeinschaft eingebracht und diese dadurch bereichert wird. Dieser Ort der Begegnung ist das Herz eines jeden Menschen, die Liebe, die sowohl göttlich als auf profan sein kann, die alle (Dimensionen beider) Ebenen durchwirkt und die jede Begegnung zu einem schöpferischen und segnenden Akt werden lässt. Daraus wird klar, dass die Taufe nicht allein ein punktuelles Ritual, ein festlicher Akt als Startpunkt ist, sondern etwas, das der Erneuerung bedarf – im Bewusstsein, dass es immer wieder Möglichkeiten gibt, zu verzeihen, über sich hinauszuwachsen, geliebt zu werden.